Das Pokalfinale – Duell der Zweitligisten
Der Pokal hat bekannterweise seine eigenen Gesetze. Selten hat diese Aussage so exakt gepasst wie vor dem Pokalfinale der aktuellen Saison. Mit Blick auf die Finalbegegnung und die Ligakonstellation könnte sich so mancher Fußballromantiker zurückversetzt sehen in eine Zeit, in der ein Zweitligist bis ins Endspiel vordrang und sich dort anschickte, den großen Verein aus der Bundesliga zu stürzen. Was vor der Jahrtausendwende tatsächlich noch regelmäßig vorkam, blieb seitdem eine wahre Rarität. Immer wieder bezwang ein einzelner Davids einen der Goliaths, jedoch endete die nervenaufreibende Reise spätestens mit einer Niederlage in Berlin. Die Historie kennt einen einzigen Zweitligisten, der das Endspiel für sich entscheiden konnte. 1992 holte Hannover 96 den Pott ins heimische Niedersachsenstadion. In der ProLeague Championship wird dieses historische Kapitel nun um eine Geschichte des Sports ergänzt.
Topteams der zweiten Liga
Mit Abpfiff der Halbfinals stand es final fest: Diese Saison würde es ein Pokalfinale der Zweitligisten geben, wenn der SC Schwabach auf FSG Riedrode trifft. Mit Blick auf die Tabelle der ProLeague Championship Two wird dabei schnell deutlich, dass diese beiden Mannschaften nicht ganz dem verklärten Bild des klassischen Underdogs entsprechen. Schwabach sicherte sich souverän die Zweitliga-Meisterschaft, Riedrode folgt mit kleinem Abstand dahinter auf Platz 2. Die beiden Finalisten konnten viele Ligaspiele dominieren und sicherten sich damit bereits vor Saisonende den sicheren Aufstieg in die erste Liga. Dass sie auch dort bestehen werden, lässt sich anhand des Weges erahnen, den die beiden Teams auf dem Weg ins Finale zurückgelegt haben.
Schwabach besiegt Erstligisten
Die diesjährige Pokalsaison begann für alle Teams mit einer Gruppenphase, aus der sich die beiden Erstplatzierten sicher für die K.O.-Runde qualifizierten. Schwabach setzte sich in der Gruppe E souverän durch und ließ unter anderem die Würzburger Kickers und Paderborn hinter sich. Im Achtelfinale kam es dann früher als erwartet zum Wiedersehen mit dem deutschen Meister aus Paderborn, der sich als Gruppendritter auch für die Endrunde qualifiziert hatte. Schwabach entschied das Duell im Entscheidungsspiel für sich, nachdem die ersten beiden Partien jeweils mit 1:0 ans Auswärtsteam gegangen waren. Im Viertelfinale bescherte die Losfee dem SC direkt das nächste schwere Los. Gegen Bochum konnte Schwabach beide Begegnungen für sich entscheiden und zog damit ins Halbfinale ein, in dem mit Rot-Weiß Ahlen der nächste Erstligist wartete. Im entscheidenden dritten Spiel konnte Schwabach erneut das Ruder herumreißen und den Finaleinzug perfekt machen.
Riedrode auf dem Weg ins Pokalfinale
Der Weg ins Finale begann für Riedrode in Gruppe D. Hier trat das Team souverän auf und gewann alle Spiele gegen die namhafte Konkurrenz aus der ersten Liga. Im Achtelfinale schaltete Riedrode zunächst Rot-Weiß Erfurt aus, ehe in der Runde der letzten Acht Hansa Rostock das Nachsehen gegen die Hessen hatte. Im Halbfinale wartete Fortuna Bottrop, das sich seinerseits in einem epischen Krimi zuvor gegen Fortuna Köln durchgesetzt hatte und damit heiß war auf die nächste Pokalüberraschung. Die Sensation gegen Riedrode blieb aus, womit das Duell der Zweitligisten im Pokalfinale endgültig Gestalt annahm.
Vorzeichen im Pokalfinale
Die Favoritenrolle schien klar verteilt. Schwabach hatte als Ligaprimus mit Paderborn, Bochum und Ahlen drei der vier besten Erstligisten ausgeschaltet, Riedrode hatte die auf dem Papier schwächeren Gegner in die Schranken gewiesen. Dementsprechend war sich Niklas Bruns vor dem Finale sicher, dass seine Riedroder als Underdog ins Finale gehen würden. Schwabach war derweilen bis in die Haarspitzen motiviert und wollte mit einem Sieg im Pokalfinale das Double perfekt machen. Die Vorzeichen für einen grandiosen Pro Clubs Showdown hätten kaum besser sein können. Die Entscheidung würde auf dem virtuellen Rasen fallen.
Spiel 1: Riedrode legt vor
Die erste Halbzeit im Pokalfinale war sehr taktisch geprägt. Es war immer ein gegnerisches Bein im Weg, wenn der Ball doch mal den Weg in den Strafraum fand. Ohne einen nennenswerten Torabschluss ging es mit einem torlosen Unentschieden in die Kabine. Mit Wiederanpfiff sollte das Spiel dann Fahrt aufnehmen. Nach einem Angriff über die linke Seite kombinierte sich Riedrode mit ein paar glücklichen Ballkontakten in den Sechzehner, wo “Profinho” das Leder unhaltbar im langen Eck versenkte. Riedrode schaffte es, das Spiel zu beruhigen, sodass Schwabach irgendwann die Zeit davonlief und sie offensiver pressen mussten. Riedrode überspielte die letzte Verteidigungslinie und entkam der Abseitsfalle, jedoch scheiterte “Profinho” freistehend am stark reagierenden Keeper Eyüp. Es sollte die letzte Möglichkeit des Spiels gewesen sein, Riedrode gewann Spiel 1 mit 1:0.
Spiel 2: Schwabach kämpft sich zurück
Die ersten 30 Minuten der zweiten Begegnung verliefen zunächst ähnlich ereignisarm wie bereits im direkten Duell zuvor. Beide Teams standen gut gestaffelt und die meisten Angriffe verpufften bereits vor dem letzten Drittel. Aus einer Ecke für Schwabach entstand dann die Kontermöglichkeit für Riedrode. Ein langer Pass überspielte das gesamte Mittelfeld und schickte “Gauchos” auf die Reise in Richtung Schwabacher Tor. Nur noch den Keeper vor Augen blieb er eiskalt und versenkte den Ball flach im kurzen Eck zum 1:0 für Riedrode. Jetzt war Schwabach gefordert. Mit Beginn der zweiten Halbzeit wurden die Angriffe der Blau-Weißen zwingender. Etwa 25 Meter vor dem gegnerischen Tor setzte “Besinho” zum Solo an, tanzte die Abwehr aus und vollendete sehenswert zum 1:1-Ausgleich. Es dauerte bis zur 69. Minute, als Schwabach die Möglichkeit bekam, das Spiel endgültig zu drehen. Nach einem Zweikampf im Strafraum ging ein Schwabacher zu Boden, der Schiedsrichter zeigte auf den Punkt, Elfmeter. “Gianlucatelli” bewies Nervenstärke und verwandelte den fälligen Strafstoß sicher rechts oben. In den letzten Minuten riskierten die Teams nicht mehr viel, es blieb beim 2:1 für Schwabach.
Spiel 3: Die Entscheidung im Pokalfinale
Damit musste nun ein drittes und letztes Spiel für die Entscheidung im Pokalfinale sorgen. Bis in die Nachspielzeit der ersten Hälfte gab es wenige zwingende Abschlüsse. Kurz vor dem Seitenwechsel hatte der Riedroder “Flyz” Glück überhaupt auf dem Feld bleiben zu dürfen, nachdem er seinen Gegenspieler mit einer Grätsche von hinten unsanft zu Fall gebracht hatte. Mit der gelben Karte war er sehr gut bedient. Auch die zweite Halbzeit blieb torlos. Schwabach hatte zwar die besseren Abschlüsse, allerdings fand keiner der Versuche den Weg ins Netz. Ein ähnliches Bild ergab sich in den 30 zusätzlichen Minuten der Verlängerung, sodass nach 120 Spielminuten das Elfmeterschießen über den Pokalsieg entscheiden musste. Die Spannung hatte den Siedepunkt erreicht. Schwabach durfte beim Showdown aus elf Metern vorlegen. Die ersten vier Schützen verwandelten sicher und auch der dritte Schütze der Schwabacher verwandelte in die Tormitte. Eyüp erahnte die Ecke beim dritten Elfmeter und parierte sehenswert. Zwei Treffer trennten Schwabach zu diesem Zeitpunkt vom Pokaltriumph. Allerdings verschoss auch Rey vom Punkt, Riedrode holte den Ausgleich im Elfmeterschießen, jeder weitere Fehlschuss könnte die Entscheidung bedeuten. Schwabach trifft sicher links oben, Riedrode wählt dieselbe Ecke. Allerdings ist Keeper Eyüp bereits auf dem Weg ins Eck, mit einem beherzten Hechtsprung erreicht er den Ball und pariert damit den entscheidenden Elfmeter. Der Pokalsieg geht nach einem überragenden Endspiel nach Schwabach, die in der Nervenschlacht vom Punkt etwas mehr Glück hatten und von zwei Paraden des Keepers profitierten.